Resilienz in der
Kultur- und Kreativwirtschaft
Welche Voraussetzungen für Resilienz haben Kultur- und Kreativunternehmer*innen? Hier findest du drei Elemente, die dir helfen. Alle drei Elemente können im unternehmerischen Alltag gezielt trainiert werden. Zum Beispiel mit dem hier vorliegenden Online-Toolkit.
Erfahrene Akteur*innen in der Kultur- und Kreativwirtschaft bringen einige Voraussetzungen mit, die dazu beitragen, Krisen im Sinne von Resilienz gut zu meistern:
- Sie sind Entrepreneur*innen. Entrepreneurship bedeutet, sich ins Ungewisse aufzumachen mit dem Willen, aktiv zu „machen“ und die Zukunft zu gestalten. Doch Ungewissheit kann Vorhersagen und Planungen durcheinanderbringen: Man kann am Anfang eines unternehmerischen Weges nicht wissen, was man tun muss, um später erfolgreich zu sein. Diesen Weg mit all seinen Umwegen und Sackgassen zu gehen, ist ein Resilienz-Prozess.
- Sie sind Kreative. Kreativität ist die Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen. Man setzt sie ein, wenn man künstlerisch tätig ist. Aber auch, wenn man etwas erfindet, sich ein neues Produkt oder ein Dienstleistung ausdenkt oder (ganz allgemein) ein Problem löst. Wenn das, was am Ende eines kreativen Prozesses steht, wirklich neu sein soll, dann kennt man es anfangs noch nicht. Kreative müssen sich also auf ergebnisoffene Prozesse einlassen und mit dem umgehen, was ihnen unterwegs begegnet. Auch das sind Resilienz-Prozesse.
- Oft sind Akteur*innen in der Kultur- und Kreativwirtschaft Menschen mit eher verschlungenen Biographien. Viele der Karrieren verlaufen nicht geradlinig. Wenn Kreative davon erzählen, wie sie Kreative geworden sind, dann erzählen sie oft von prägenden Ereignissen entlang ihres Weges. Oft sind es Krisen, die ihnen Anpassung und Neuausrichtung abverlangt haben. Und Rollen, in denen sie sich bereits früh gestaltend einbringen konnten. Und auch das sind bereits Resilienz-Prozesse.
- Viele leben eine freiwillige Bindung an Werte. Diese gehen über das Streben nach Erfolg im wirtschaftlichen Sinne hinaus. Sie tun etwas, weil sie es tun wollen. Weil es für sie Sinn ergibt. Weil es sie erfüllt. Weil es einen Beitrag für bestimmte Gruppen, für die Gesellschaft, für die Umwelt bedeutet. Kurz: etwas, das größer ist, als sie selbst. Das eigene Verhalten an Werten auszurichten, die über den Eigennutzen weit hinausgehen, ist bei ihnen stark ausgeprägt.
Alles, was du hier liest, ist bei der Erstellung dieses Toolkits entstanden. Erst haben wir recherchiert, dann folgten die Workshoptage. Die Ergebnisse haben wir gesammelt, destilliert und am Ende in das vorliegende Toolkit gesteckt. Während des Prozesses sind wir immer wieder auf Muster gestoßen, die wir dir auch generell an die Hand geben wollen:
Was kann man von der Kultur- und Kreativwirtschaft lernen?
Was können Unternehmer*innen aus anderen Branchen von den Akteur*innen der Kultur- und Kreativwirtschaft lernen? Gibt es Herangehensweisen, Eigenschaften oder Kompetenzen, die nur der Kultur- und Kreativwirtschaft eigen und trotzdem auf andere Branchen übertragbar sind?
Wir denken: Ja.
Ein kreatives Unternehmen ist nicht automatisch ein resilientes Unternehmen. Deswegen müssen kreative Unternehmen ihre Resilienz auch an genau diesen eigenen Eigenschaften, Herangehensweisen und Kompetenzen trainieren.
Ein kreatives Unternehmen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit krisenfest, wenn die folgenden drei Bereiche konsequent reflektiert, weiterentwickelt und angewendet werden:
- Kreative Kompetenzen: konsequent trainierte Kompetenzen, um Alternativen und Zukünfte vorstellbar zu machen, idealerweise mehrdimensional angelegt.
- Der Wille, die Welt zu gestalten: das Handlungsmotiv, die Welt nach den eigenen Werten zu gestalten und mit dem eigenen Tun zum guten Leben beizutragen.
- Unternehmensgeist: die Fähigkeit, Ideen schnell zu einem Prototyp weiterzuentwickeln, zu testen und aus Fehlern zu lernen.
Diese drei Elemente führen zu den folgenden Ratschlägen, die auch in anderen Branchen zu einer höheren Resilienz beitragen können:
- Lösungsorientierte Ansätze: Um in scheinbar aussichtslosen Krisen neue Wege entstehen zu lassen, kann es hilfreich sein, schnell kleine Schritte in Richtung Lösung zu gehen, statt alle Optionen zu durchdenken.
- Zufälle nutzen: Wer die Aufmerksamkeit auf Zufälle legt, kann aus diesen durch entschiedenes Handeln neue Chancen generieren.
- Alte Zöpfe abschneiden: Wenn ein Modell nicht mehr funktioniert, stecke keine weitere Energie in die veralteten Pläne, sondern schaffe Platz für Neues.
- Die eigenen Werte als Kompass benutzen: Um sich auf die Kernziele und Werte zu besinnen und diese als Kompass zu nutzen, schaffe dir Raum für Reflexion und Kontemplation – trotz äußerem Druck.
- Persönliche und unternehmerische Resilienz: Kreative Unternehmen leben von der schöpferischen Kraft ihrer Gründer*innen und ihres Teams. Die Investition in die persönliche Resilienz ist deshalb immer zugleich auch eine Investition in die Resilienz des Unternehmens.
- Praxisorientiertes Wissen: Hole dir praxisorientiertes Wissen von denjenigen, die ähnliche Krisen zu meistern haben, und lernt im Tun voneinander.
- Fehler als Teil des Prozesses: Schnelle Entscheidungen führen in Ungewissheit zu besseren Ergebnissen. Fehler sind dabei ein notwendigen Teil des Prozesses.
- Perspektive wechseln: Unter Druck ist es manchmal schwer, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Deshalb lohnt sich ein Umfeld, das regelmäßig ehrliches Feedback und andere Sichtweisen einbringt.
- Die eigenen Zukünfte neu erfinden: Die Fähigkeit sich alternative Zukünfte vorzustellen, macht Veränderung leichter. Nimm dir Zeit, dich selbst, dein Unternehmen, Geschäftsmodell und Angebot neu zu denken und dir andere Zukünfte vorzustellen.
- Schlüsselressource Kreativität: Kreative sind Profis darin, das Gegebene zu hinterfragen und ihre Wirklichkeit nach ihren Werten und Ideen zu gestalten. Wende diese Fähigkeit auch auf deine Unternehmensstrategie an.
- Kreativität trainieren: Nimm dir regelmäßig Zeit dafür, Inspiration zu tanken, neue Ideen zu generieren und die Perspektive zu wechseln.