Methodenset: ZUKÜNFTE
Leitfrage: Wie erarbeiten wir uns neue Optionen und Alternativen?
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Was: Szenariotechnik. Drei-Horizonte-Modell
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Ebene: Unternehmen
Beteiligte: Unternehmer*in und das Team, das die Strategie für das Unternehmen plant.
Methode:
Das Drei-Horizonte-Modell wurde von der Unternehmensberatungsfirma McKinsey entwickelt. Es ist ein Instrument, um sich als Unternehmen im Alltag gleichzeitig auf das Tagesgeschäft und auf die Weiterentwicklung des Produkts, des Geschäfts und zukünftiger Neuentwicklungen zu konzentrieren.
Zeichne dir eine Matrix mit der Zeit auf der x-Achse und auf der y-Achse mit dem Wertzuwachs, den du durch dein Unternehmen erzielst oder in Zukunft erzielen möchtest. Der erste Horizont ist der Bereich, den du jetzt gerade bearbeitest, dein Alltagsgeschäft und Hauptgeschäft. Der zweite Horizont liegt ein wenig in der Zukunft, hier geht es darum, das bestehende Geschäft auszubauen und neue Chancen dafür zu entwickeln. Im dritten Horizont geht es darum, etwas ganz Neues zu denken – aus den Fähigkeiten, Erfahrungen und Kompetenzen des Unternehmens heraus einen ganz neuen Bereich zu entwickeln.
Nun zeichne deine Ziele in die Matrix ein. Die Herausforderung ist, stets in allen drei Horizonten Ziele aktiv zu bearbeiten und dadurch Innovation nicht als Moment, sondern als Prozess zu betrachten. Das schafft die paradoxe Situation von Stabilität durch eingebaute Veränderungsfähigkeit.
McKinsey verstand das Modell als Wachstumshilfe. Sie lässt sich aber einfach in ein Instrument zur Diversifizierung oder Innovation auch für kleine Kreativunternehmen umdeuten. Sie schafft Klarheit über die eigenen Ziele und hilft, für den Krisenfall stets einen Plan B bereit zu haben.
Wenn du selbständig bist oder Einzelunternehmer*in macht es eventuell Sinn, dieses Modell gemeinsam mit festen Kooperationspartner*innen gemeinsam zu befüllen oder mit anderen Einzelunternehmer*innen, mit denen du bereits länger zusammenarbeitest oder eine intensivere Zusammenarbeit anstrebst.
Zeitaufwand: 3-4 Stunden
Warum? Die Drei-Horizonte-Methode hilft dir dabei, das bestehende Kerngeschäft deines Unternehmens im Blick zu behalten, aber gleichzeitig daran zu denken, dein Angebot weiterzuentwickeln und neue Ideen anzugehen.
Quelle: aus den 5 Fragen: immer einen Plan B in der Tasche haben, McKinsey.
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Was: Das Lazy-Eight-Prinzip. Resiliente Geschäftsbeziehungen aufbauen
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Ebene: Unternehmen
Beteiligte: Du als Fragesteller*in und Geschäftspartner*innen.
Methode:
Diese Methode baut auf deiner Risk Matrix (Methodenset ZUKUNFTSKUNST) auf. Wenn du noch keine Risk Matrix erstellt hast, wähle vorerst eine andere Methode und komm später zurück zu dieser.
Nimm dir einen Tag im Monat, um deine Lieferketten und Produktionsbedingungen und die deiner Lieferant*innen und Dienstleister*innen zu inspizieren. Frage dich: Wenn die Risiken aus deiner Risk Matrix eintreten, welche deiner Geschäftsbeziehungen würden beeinträchtigt werden? Und warum? Versuche Fall für Fall herauszuarbeiten, was du tun kannst, wenn es wirklich zu einer Beeinträchtigung oder sogar einem Ausfall kommt. Suche das Gespräch mit deinen Geschäftspartner*innen, um die Zusammenarbeit so umzubauen, dass sie zukunftsfähig ist. Recherchiere und teste Alternativen. Unterstütze dein Team dabei neue Kompetenzen und Fähigkeiten zu erwerben.
Zeitaufwand: 1 Monat bis 5 Jahre.
Warum? Mit dem Lazy-Eight-Prinzip trainierst du deine Innovationsfähigkeit und Innovationskompetenz – und die deines Teams und Unternehmens.
Quelle: Idee aus den Resilienz-Workshops, die während des Aufbaus dieses Toolkits durchgeführt wurden. Auch Liberating Structures Ecocycle Planning.
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Was: Back-Casting. Schritt für Schritt in die wünschenswerte Zukunft
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Ebene: Unternehmen
Beteiligte: 1-25 Mitarbeiter*innen aus dem Unternehmen.
Methode:
Ausgangspunkt dieser Methode ist die Zukunft. Im ersten Schritt wird ein mögliches, konkretes Zukunftsbild entwickelt. Anders als bei der Forecasting-Methode werden hier nicht Trends aufgenommen und in die Zukunft projiziert. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darauf, sich wünschenswerte Zukünfte vorzustellen. Danach benennen die Mitarbeitenden Schritte, die nötig sind, um diese Zukünfte zu erreichen. Sie wählen dabei auch die nächsten konkreten und machbaren Schritte aus.
Zeitaufwand: 1-2 Workshoptage für kleinere Unternehmen, es kann daraus aber auch ein längerer Prozess entstehen, etwa wenn die abgeleiteten Schritte oder Ziele regelmäßig überprüft und angepasst werden.
Warum? Für kreative Unternehmen scheint dies die bessere Methode zu sein als das Forecasting. Denn kreative Unternehmen können sich in der Regel sehr gut wünschenswerte Zukünfte ausdenken, tun sich aber schwer damit, den Weg dahin zu operationalisieren. Das Back-Casting bietet einen guten Ansatz, um ins konkrete Handeln zu kommen.
Quelle: aus dem Impulsvortrag von Johannes Kleske, siehe Dreborg, K. H. (1996). Essence of backcasting. Futures, 28(9), 813-828.
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Was: Mental Prison Breaks. Überzeugungen hinterfragen.
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Ebene: Unternehmen
Beteiligte: Unternehmer*in
Methode:
Diese Methode ist sinnvoll, wenn du das Gefühl hast, dich bei einer anstehenden Entscheidung im Kreis zu drehen oder in einem Dilemma zu befinden, das dir eine Entscheidung schwer oder unmöglich macht. Die Idee entstammt der Aufstellung aus der systemischen Coaching-Arbeit.
Denke an eine Entscheidung, die du aktuell treffen musst. Markiere ein Quadrat auf dem Boden und schreibe auf fünf gleich große Karten die folgenden Begriffe:
- Das Eine
- Das Andere
- Beides
- Keins von beiden
- Dies nicht und auch das nicht.
Die Karten 1-4 legst du jeweils an die Seiten des Quadrates. Die Gegensätze einander gegenüber. Die Karte 5 positionierst du außerhalb des Systems.
Stelle dich nun auf die Position „Das Eine”. Von dieser Position definiere ganz genau, was „Das Eine” und was „Das Andere” ist. Fasse jedes möglichst in einem einzigen Begriff zusammen.
Stelle dich nun auf die Position „Das Eine”. Schließe die Augen und spüre, was mit dir passiert. Beschreibe deine Gefühle. Wiederhole dasselbe mit dem Begriff, den du für „Das Andere“ gewählt hast. Nun stelle dich auf die Position „Beides” und spüre erstmal nur, wie sie sich anfühlt. Wiederhole das Prozedere für die Position „Keins von beidem”.
Wenn du jede Position einmal eingenommen hast, beginnt die Auswertung. Und: Wenn du auf dem Boden kein Quadrat markieren willst oder kannst, kannst du auch einfach ein Blatt Papier für die Methode nutzen.
Folgende Möglichkeiten können eintreten:
- Du hast bereits klar gespürt, welche der beiden Optionen „Das Eine“ oder „Das Andere“ sich richtig anfühlt. Dein Gespür gibt dir die richtige Richtung an. Jetzt kannst du deine Entscheidung umsetzen.
- Du hast „Beides“ positiv gespürt. Das heißt für dich, darüber nachzudenken, welche Elemente von beidem du verbinden kannst. Es könnte auch bedeuten, beide Alternativen spielerisch, das heißt mit einem Einsatz, auszuprobieren, also mit einem Einsatz, den du verschmerzen kannst, auch wenn er komplett verloren geht. Danach entscheidest du erneut nach dieser Methode. Oder gezielt Ideen zu generieren, wie sich beide Themen verbinden lassen
- Du hast „Keins von Beidem“ positiv gespürt. Das bedeutet, beide Möglichkeiten sind nicht richtig. Hieraus können sich weitere Aufgaben ergeben: Entweder du hast noch nicht die richtigen Alternativen benannt. Oder aber die Zeit ist noch nicht reif für eine Entscheidung. Vielleicht bedeutet es auch, dass du mal das eine, mal das andere tun möchtest und solltest. Gestatte dir, länger für die Entscheidung zu brauchen.
- „Dies nicht und das auch nicht“. Das ist spannend. Die Räume, die du dir mit den Begriffen gesetzt hast, sind einfach nicht die richtigen für dich. Vielleicht gibt es andere Wünsche, neue Ideen, die du verfolgen willst, jenseits der Optionen, die du bisher in Betracht gezogen hast. Vielleicht musst du dich in eine komplett neue Situation begeben.
Da diese Methode sehr komplex ist, hier ein Beispiel:
Du überlegst, ob du angestellt oder freiberuflich arbeiten möchtest und schreibst beide Begriffe auf. Durchlaufe alle Stationen des Quadrats (und „dies nicht und auch das nicht”) und spüre, welche sich für dich am besten anfühlt.
- Festangetellt/Selbstständig fühlt sich richtig an. Die Entscheidung sollte dir nun leichter fallen.
- Du hast „Beides” positiv gespürt. Vielleicht findest du eine Beschäftigung, die die Vorzüge von beiden Optionen miteinander vereint. Wie wäre es damit eine Filiale oder ein Unternehmen zu leiten? Oder gibt es in deinem Arbeitsbereich Anstellungen, die dir Sicherheit geben, aber trotzdem kreative Freiheiten lassen?
- Du hast „Keines von beiden” positiv gespürt. Weder eine Anstellung noch eine dauerhaft selbstständige Arbeit scheinen dir passend. Vielleicht findest du auch hier einen Mittelweg, etwa einen wechsel zwischen den beiden Modellen oder aber auch eine komplette Änderung von Inhalt, Ort, Rahmen deiner Arbeit.
- Du hast „Dies nicht und auch das nicht” positiv gespürt. Du befindest dich gar nicht mehr in dem von dir gesteckten Quadrat und den Begrifflichkeiten. Überlege, ob es eine komplette Abkehr von den Konzepten Selbstständigkeit und Anstellung gibt, die aktuell besser zu dir passt und sich umsetzen lässt. Vielleicht ist es eine lange Reise, eine weitere Ausbildung oder ein Aufbaustudium.
Zeitaufwand: 60 Minuten
Warum? Mit dieser Methode gibst du dir kontrolliert Zeit, unterschiedliche Optionen durchzudenken und deine Emotionen dabei zu berücksichtigen. So kannst du schneller bessere Entscheidungen treffen, neue Lösungen für alte Probleme finden und herausfinden, welche Annahmen dich daran hindern, Veränderungen im Unternehmen umzusetzen.
Quelle: Idee aus den Resilienz-Workshops, die während des Aufbaus dieses Toolkits durchgeführt wurden, im Zusammenhang mit Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Adaptiert von Varga von Kibed, Matthias und Sparrer, Insa, „Ganz im Gegenteil - Tetralemmaarbeit“.